“Alles was zählt”-Star Tatjana Clasing im Interview: “Es hätte keiner erwartet, dass es 18 Jahre werden”

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Tatjana Clasing spielt seit fast 18 Jahren die Rolle der Simone Steinkamp bei “Alles was zählt”. Im Interview mit “TV Movie Online” spricht sie über berufliche wie private Veränderungen und den Zeitpunkt ihres AWZ-Abschiedes.

Wer an “Alles was zählt” denkt, dem kommen unweigerlich Simone und Richard Steinkamp in den Sinn. Seit Beginn der Serie im Jahr 2006 stehen Tatjana Clasing und Silvan-Pierre Leirich als ikonische Duo für die Serie vor der Kamera. AWZ ohne die beiden Rollen? Für viele unvorstellbar. Wie gut, dass ein Ausstieg der beiden Stars überhaupt kein Thema ist!

Tatjana Clasing spricht im Interview über ihre Zukunft bei "Alles was zählt". Foto: IMAGO / Future Image
Tatjana Clasing spricht im Interview über ihre Zukunft bei “Alles was zählt”. Foto: IMAGO / Future Image

Tatjana Clasing über Herausforderungen nach 18 Jahren AWZ

Am 8. Februar feiert Tatjana Clasing ihren 60. Geburtstag. “TV Movie Online” hat zu diesem Anlass mit der Schauspielerin über ihre Geburtstagspläne, ihre Rollenauswahl und – ja – auch einen Abschied von “Alles was zählt” gesprochen.

TV Movie Online: Sie werden heute 60. Wie feiern Sie?

Tatjana Clasing: Eigentlich bin ich überhaupt kein Geburtstagsmensch. Ich habe die meisten Geburtstage bei der Arbeit verbracht. Und das ist auch schön, aber dieses Jahr haben wir uns gedacht: „Jetzt fahren wir mal weg, das haben wir noch nie gemacht“.

Tatjana Clasing spielt seit fast 18 Jahren die Rolle der Simone Steinkamp. Foto: RTL/ Julia Feldhagen
Tatjana Clasing spielt seit fast 18 Jahren die Rolle der Simone Steinkamp. Foto: RTL/ Julia Feldhagen

TV Movie Online: Wie blicken Sie auf das neue Lebensjahr?

Tatjana Clasing: Wie auf jedes andere Jahr auch. Ich bin dankbar über jedes Jahr, dass ich älter werden darf und mich fit fühle. Aber ich mache keine konkreten Pläne, jetzt, wo ich 60 werde. Ich schaue einfach, was kommt und lasse die Dinge auf mich zukommen, weil die Pläne, die man macht, ja meistens sowieso ganz anders verlaufen.

TV Movie Online: Machen Sie denn heute etwas anders als vielleicht vor 30 Jahren?

Tatjana Clasing: Ich bin ruhiger und gelassener und nehme mir nicht mehr alles so zu Herzen und vieles nicht mehr so persönlich.

TV Movie Online: Sie haben ja in den vergangenen Jahren nicht nur AWZ gemacht, sondern auch Theaterproduktionen und andere Film- und Fernsehformate. Wenn Sie auf Ihre Karriere blicken: Gibt es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders gern erinnern?

Tatjana Clasing: Es gibt eine Zeit, an die ich mich sehr gerne erinnere. Zum Beispiel, als ich nach Essen gekommen bin. Ich bin ein großer Fan vom Pott geworden. Als ich dort hinkam, fing eine neue Intendanten-Ära am Theater an. Ich bin dann Teil dieses Neuanfangs gewesen, mit einem neuen Ensemble und einem neuen Intendanten. Das war eine ganz tolle Zeit, in der wir gemeinsam die Stücke entwickelt haben, geprobt haben, mehr oder weniger fast gemeinsam gelebt haben, weil wir von morgens bis abends im Theater waren. Das war eine sehr intensive und kreative Arbeit und dabei sind Freundschaften entstanden, die noch heute bestehen.

TV Movie Online: Sie spielen bei „Alles was zählt“ die Simone Steinkamp schon so viele Jahre. Bleibt da die Herausforderung?

Tatjana Clasing: Auf jeden Fall. Ich darf über das, was ich momentan drehe, ja leider noch nicht sprechen, aber das ist für mich gerade eine große Herausforderung. Es hängt natürlich immer an den Geschichten, die geschrieben werden. Aber es kommen immer wieder Aufgaben, durch die ich selbst auch diese Figur neu entdecke. Im Zusammenspiel mit den Kollegen und Kolleginnen wecke ich meine Neugierde immer wieder ganz aktiv neu, indem ich sage: „Komm, mach noch mal die Augen auf, denke neu. Wo könnte ich noch mal eine ganz andere Farbe einbringen?“ Wenn es diese Herausforderung nicht gäbe, dann hätte das ja nicht mehr viel mit Kreativität zu tun.

Tatjana Clasing: “Jeder ist ein Stück weit ersetzbar”

TV Movie Online: Simone Steinkamp ist eine Frau, die weiß, was sie will, die das auch deutlich macht, mal ungemütlich ist, Ecken und Kanten hat. Eine spannende Rolle, die es in dieser Art mittlerweile deutlich öfter gibt. 2006 beim Start war das

etwas Besonderes, eine Rolle mit so viel Charakter spielen zu dürfen. Wissen Sie das in Retrospektive noch mehr zu schätzen heute?

Tatjana Clasing: Damals habe ich das gar nicht so wahrgenommen, denn ich kam vom Theater und hatte dort immer das Glück, starke Frauen verkörpern zu dürfen, die ihr Leben in die Hand nehmen und kämpferisch sind. Aber in der Retrospektive ist es wirklich so, dass es damals noch nicht Gang und gäbe war. Ich habe neben Simone Steinkamp zum Beispiel auch in „SK Kölsch“ eine Pathologin gespielt, die sehr viel Kontra gegeben hat oder in „Der letzte Bulle“ die Uschi, die den Leuten immer den Kopf gewaschen hat. Ich hatte also schon immer das Glück, diese taffen Frauen spielen zu dürfen.

TV Movie Online: Viele Fans halten AWZ ohne Simone und Richard für undenkbar. Wie sehen Sie das?

Tatjana Clasing: Denkbar ist natürlich alles, und jeder ist dann irgendwo doch auch ein Stück weit ersetzbar. Ich hoffe aber natürlich, dass wir nicht ersetzt werden. Ich denke, Richard und Simone sind ein Teil des Grundstocks dieser Serie geworden und darüber freuen wir uns sehr.

Tatjana Clasing über “Alles was zählt”-Abschied

TV Movie Online: Wie lange können Sie sich denn noch vorstellen, für AWZ vor der Kamera zu stehen?

Tatjana Clasing: Das hängt von so vielen Komponenten ab. Es hätte ja auch keiner erwartet, dass es jetzt 18 Jahre werden. Am Anfang habe ich in Zeiträumen von ein, zwei Jahren gedacht. Und nun sind es fast 20 Jahre! Das zeigt schon, wie unberechenbar das Ganze ist.

TV Movie Online: Glauben Sie, dass Sie spüren würden, wenn der Zeitpunkt für einen Abschied gekommen wäre?

Tatjana Clasing: Ja, dann, wenn ich spüre, dass ich keinen Spaß mehr daran habe. Im Moment habe ich aber diesen Spaß und ich fühle mich so wohl hier. Aber natürlich kann immer etwas im Leben passieren oder sich die Einstellungen ändern oder es geht doch in eine Routine über. In dem Moment, in dem ich merke, dass ich nichts mehr Neues an dieser Rolle entdecken kann, dann könnte ich auch sagen: „Diese Reise war schön, liebe Simone, und jetzt sagen wir Tschüss zueinander. Wir haben uns gegenseitig geliebt und entdeckt.“ Und dann geht man auch in Harmonie auseinander. Aber darüber denke ich jetzt noch gar nicht nach.

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