“Alles was zählt” | Suri Abbassi über Ausstiegsgedanken: “wieder in ungewisse Wasser begeben”

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Seit 2021 ist Suri Abbassi in der Serie “Alles was zählt” als Leyla Öztürk zu sehen. Warum ihre Figur in den nächsten Wochen alle überraschen wird und wann für sie der Zeitpunkt zum Abschied gekommen wäre, verrät sie im Interview.

Ohne sie wäre “Alles was zählt” nur halb so unterhaltsam! Seit drei Jahren spielt Suri Abbassi die Rolle der Leyla Öztürk und hat mit der Figur schon so einiges mitgemacht: Intrigen, Liebesgeschichten, Siege und auch Niederlagen. Genau so eine musste die Eiskunstläuferin jetzt gerade wegstecken: Bei der Weltmeisterschaft in Paris stürzte Leyla und landete auf einem undankbaren 4. Platz. Doch Aufgeben kommt für sie nicht infrage!

Suri Abbassi ist seit 2021 Teil des AWZ-Casts. Foto: RTL / Julia Feldhagen
Suri Abbassi ist seit 2021 Teil des AWZ-Casts. Foto: RTL / Julia Feldhagen

Inhalt

“Alles was zählt”: Suri Abbassi kündigt Wandel bei Leyla an

Was für Leyla das Eiskunstlaufen ist, das ist für Schauspielerin Suri Abbassi das Reisen. Seit vielen Jahren ist die 29-Jährige alleine in der ganzen Welt unterwegs. Auf ihrem Instagramaccount zeigt sie aber nicht nur, wie schön es in Laos, Vietnam und Co. ist, sondern nimmt ihre vor allem weiblichen Follower:innen auch hautnah mit auf die Reisen – inklusive der kleinen und großen Probleme, die währenddessen eben passieren können. Warum ihr der Content bei Instagram so am Herzen liegt und wie sie ihre Zukunft bei AWZ sieht, verrät der TV-Star im Interview.

TV Movie Online: Für Leyla ist der Sturz bei der Weltmeisterschaft zunächst ein schwerer Rückschlag. Wie bist du an diese Story herangegangen?

Suri Abbassi: Ich habe mich eigentlich drauf gefreut, etwas so Anspruchsvolles spielen zu dürfen. Ich finde, es hat sehr gut in die Geschichte gepasst. Viele haben mich bei Instagram gefragt, ob ich Leyla lieber auf dem Treppchen gesehen hätte. Am Ende des Tages freue ich mich natürlich, wenn meine Figur erfolgreich ist, aber wenn es ihr zu einfach gemacht wird, ist es auch unrealistisch. Ich fand es toll, wie das erzählt wurde, mit Leyla und Chiara, diesen beiden Läuferinnen, die den Zuschauer:innen über die Jahre echt ans Herz gewachsen sind. Es gab diesen Zusammenhalt, der dieses Mal im Vordergrund stand und nicht diese ewige Rivalität. Auf der einen Seite diese Freude für die Teamkollegin, auf der anderen dieser herbe Rückschlag. Und jetzt muss man schauen, wie die Figur das verkraftet. Ich glaube, Leyla geht anders damit um, als viele es von ihr erwarten würden.

Suri Abbassi als Leyla Öztürk bei AWZ. Foto: TVNow / Julia Feldhagen
Suri Abbassi als Leyla Öztürk bei AWZ. Foto: TVNow / Julia Feldhagen

TV Movie Online: Jetzt ist Leyla erst einmal in Finnland. Wie geht es für sie weiter?

Suri Abbassi: Leyla weiß ja noch gar nichts von ihrem Unglück. Aber wie man jetzt schon sieht, fängt sie sich sehr schnell wieder. Sie fällt in kein Loch oder versinkt in Selbstmitleid. Das finde ich spannend, dass sie sich eigentlich eher auf die Zukunft freut und sagt: jetzt erst recht. Und was ich auch noch sagen kann: In den nächsten paar Monaten wird Leyla im Rahmen des Eiskunstlaufs ein neues Talent für sich entdecken!

TV Movie Online: Vielleicht ja sogar Paarlauf?

Suri Abbassi: Das hatten wir sogar schon. Zufälligerweise ist mein Mitbewohner dreifacher deutscher Meister und den haben wir akquiriert. Seitdem ist er als Läufer Fabian Teil der Serie, als Edel-Komparse sozusagen.

TV Movie Online: Momentan zeigt sich ja auch Simone von einer ganz anderen Seite und Leyla wird das nach ihrer Rückkehr bestimmt auch noch zu spüren bekommen. Wie erlebst du die Dreharbeiten mit Tatjana?

Suri Abbassi: Das war ziemlich witzig. Als ich braungebrannt und entspannt aus dem Urlaub zurückgekommen bin, wurde ich direkt mit so erschütternden Szenen konfrontiert. Da musste ich mein ganzes Repertoire auspacken, damit ich diese Szenen wuppen kann. Da werden so ein bisschen Erinnerungen aus der Kindheit getriggert, was strenge Lehrer:innen angeht.

TV Movie Online: Einige Fans hatten die Befürchtung, dass du ganz aussteigen könntest. Aber du kannst nun ganz offiziell deine Rückkehr verkünden?

Suri Abbassi: Ja, ich bin in drei bis vier Wochen wieder bei AWZ zu sehen. Ein Ausstieg von meiner Seite ist nicht geplant.

Suri Abbassi: Dann würde sie AWZ den Rücken kehren

TV Movie Online: Was müsste bei dir denn passieren, dass du sagst: Jetzt ist Schluss mit AWZ?

Suri Abbassi: Das fühlt wahrscheinlich jeder Schauspieler oder jede Schauspielerin irgendwie ganz tief in sich. Wenn das Gefühl entsteht, man sollte weiterziehen, sollte man sich eine neue Herausforderung suchen. Sobald sich etwas wie Stagnation anfühlt, muss man den Mut finden, auch ein großartiges Projekt mit einem sicheren Arbeitsumfeld und einem tollen Team zu verlassen und sich wieder in ungewisse Wasser begeben.

TV Movie Online: Du hast in der Vergangenheit auch schon darüber gesprochen, wie du mit kritischen, grenzüberschreitenden Kommentaren zu deiner Rolle umgegangen bist. Mittlerweile ist Leyla ein Fanliebling. Wie siehst du diese Entwicklung?

Suri Abbassi: Diese nervigen Kommentare werden, glaube ich, nie ganz verschwinden. Wenn man dann erst mal einen Umgang damit gefunden hat, dann geht es. Natürlich wünscht sich jeder, dass man eine Rolle hat, die von den Fans direkt gut angenommen wird. Dann wird einem aber auch schnell von der Produktion und von den Kolleg:innen, klargemacht: Die Menschen, die am lautesten sind, sind oft eine Minderheit, weil die ein Bedürfnis verspüren, so viel Negativität nach außen zu tragen und deshalb die Durchschnittsmeinung nicht widerspiegeln, sondern einfach den kleinen, lauten Rand darstellen. Aber ich freue mich natürlich immer, wenn Leute sagen, ich fühle mit deiner Rolle mit. Als Suri habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, immer wenn ein Neuzugang kommt – vor allem, wenn es ein Neuzugang ist, der weiblich ist und einen Migrationshintergrund hat – dass ich eine kleine Vorwarnung gebe, einen kleinen Pep Talk, dass sie es sich nicht so zu Herzen nehmen dürfen, besonders, wenn sie ganz neu in der Branche sind.

TV Movie Online: Hast du da auch Unterschiede gemerkt, in der Art und Weise, wie weibliche und männliche Rollen von den Zuschauenden aufgenommen werden?

Suri Abbassi: Klar, da gibt es Unterschiede. Ich habe Medien- und Kulturwissenschaften studiert, und dieses Studium war in drei Säulen aufgebaut, einmal in Medien, einmal Kultur, und die dritte Säule war Ästhetik. Am Anfang dachte ich mir: Was hat Ästhetik denn hier zu suchen? Und dann habe ich erst verstanden, welche enorm große Rolle Ästhetik in unserem alltäglichen Leben spielt, vor allem im medialen Kontext. Der Mensch ist ein Wesen, das ästhetisch ansprechende Dinge belohnt und ästhetisch Abschreckendes ablehnt. Und teilweise geht das in eine sehr negative Richtung. Mein bestes Beispiel ist Körperbehaarung bei Frauen. Es gibt kaum ein anderes Merkmal, bei dem wir als Gesellschaft einen so einzigartigen Konsens erreichen, als dass Körperbehaarung bei der Frau – sei es an den Beinen oder Achseln – ekelhaft ist. Es gab mal eine Kampagne mit einem wunderschönen, unrasierten Model, die hat so viel Ekel bei der Allgemeinheit hervorgerufen und das wurde in den Kommentaren auch von vielen Menschen kundgegeben. Wenn es schon so weit geht, dass sie in ihrem Ästhetikempfinden so gestört wurden und es zu so negativen Gefühlen führt, dass sie das Bedürfnis haben, ihr das mitzuteilen, dann sagt das viel aus. Und gerade bei Frauen gibt es einen höheren ästhetischen Anspruch. Ein Beispiel sind auch Castingshows: Menschen, die wir attraktiv finden, finden wir automatisch sympathischer als Menschen, die in einer Art Mittelmäßigkeit verschwinden – nach den Standards, die wir uns als Gesellschaft gestellt haben. Das musste ich mir auch oft anhören: Die ist viel zu dünn, die ist nicht hübsch genug für eine Eiskunstläuferin. Attraktivere Personen im Fernsehen haben oft einen kleinen unbewussten Vorteil gegenüber Leuten, die vielleicht einfach normal aussehen.

TV Movie Online: Liest du dir die Kommentare denn noch durch und trifft es dich dann?

Suri Abbassi: Gerade die Neuen im Cast, zu denen ich mich auch zähle, die wollen natürlich gerne ein Stimmungsbild und wissen, wie sie ankommen und das nimmt man sich natürlich zu Herzen. Aber ich erinnere mich dann immer an mein erstes Jahr bei AWZ: Da hat mein damaliger Partner sich die Profile von den Leuten angeschaut, die Kommentare unter der Gürtellinie geschrieben haben und dabei kam heraus, dass es die gleichen Leute sind, die die AfD und Trump supporten, Gendern lächerlich finden, Transmenschen lächerlich finden. Und dann dachte ich mir: Von diesen Menschen würde ich niemals in meinem Leben einen Rat annehmen. Warum akzeptiere ich ihre Kritik?

Suri Abbassi: “Ich bin nicht einfach morgens aufgewacht und war mutig”

TV Movie Online: Du bist auch aktiv bei Instagram und nimmst die Menschen dort auf deine Reisen mit. Ist das etwas, wo du dir in Zukunft auch einen Fokus vorstellen kannst?

Suri Abbassi: Ich habe bisher jede Werbekooperation abgelehnt, weil ich mich nicht als Influencerin im klassischen Sinne sehe. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit der Schauspielerei. Für mich ist das ein Selbstzweck, weil ich jetzt eine Stimme habe und mit meinem politischen, feministischen Reisecontent eine Mission habe: Frauen zu berühren und ihnen den letzten Arschtritt zu geben. Sich selbst mehr zutrauen, mehr Autonomie auf diesem Planeten zu haben und auch einfach das Selbstbewusstsein, sich wie ein Mann auf dieser Erde zu bewegen.  Viele sagen mir: Das, was du machst, mit dem Solo Travel, würde ich mich niemals trauen. Und ich möchte genau diesen Frauen einen Weg zeigen, wie es funktionieren kann und dass es gar nicht so gruselig ist. Wenn ich irgendwann nicht mehr als Schauspielerin arbeiten sollte, dann würde ich das auf jeden Fall noch mehr ausbauen, weil es einfach ein großer Teil meiner Persönlichkeit ist. Ich gehe seit zehn Jahren allein auf Reisen. Aber bisher mache ich es wirklich aus Nächstenliebe für meine Follower:innen.

TV Movie Online: Viele sind beeindruckt von deinem Mut, dich allein auf Reisen zu begeben…

Suri Abbassi: Das hätte ich am Anfang auch nicht gedacht. Das war ein Prozess. Ich bin nicht einfach morgens aufgewacht und war mutig oder naiv – wie auch immer du es nennen willst. Es hat angefangen mit kleineren Reisen, wie zum Beispiel nach Budapest. Ich bin ein Mensch, der nicht vorher plant. Wenn ich länger als drei Sekunden über etwas nachdenken würde, dann hätte ich die Hälfte meiner Probleme vermieden. Ich mache erst einmal und improvisiere mich dann sozusagen aus der Scheiße raus.  Du wirst beim Reisen immer mal wieder in Situationen kommen, in denen du allein bist und vielleicht die Sprache nicht sprichst und dann bist du natürlich erst einmal verzweifelt. Aber dann reißt du dich zusammen und holst irgendwo die erwachsene Frau in dir raus. Und dann packst du das und hast es einmal gemacht und weißt, wie du in Zukunft reagieren musst – selbst, wenn es so kleine Sachen sind wie der Koffer, der nicht mit dem Flugzeug angekommen ist. Du schaffst es, weil du musst. Über die Jahre sind die Probleme auch mal größer und schlimmer geworden, aber man hat dann das Selbstbewusstsein, auch diese Herausforderungen anzugehen.

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