„Unter uns“-Setbesuch: Wie klein doch die Soap-Welt ist

„Unter uns“-Setbesuch: Wie klein doch die Soap-Welt ist

Zum 30-Jährigen Jubiläum besuchten wir das Set von „Unter uns“. Ein Erfahrungsbericht.

30 Jahre eine Serie am Laufen zu halten, ist nicht einfach. Umso beeindruckender, dass RTL dies mit gleich zwei Soaps geschafft hat. Nachdem „GZSZ“ in 2022 das Jubiläum feierte, ist nun „Unter uns“ dran. Zur Feier des Tages wurden wir während der Dreharbeiten über das Gelände geführt, haben die Sets inspiziert und den Schauspieler:innen beim Arbeiten zugesehen. Außerdem sprachen wir mit dem Produzenten Guido Reinhardt – das Interview könnt ihr hier nachlesen:

Die Ruhe vor dem Sturm

Die MMC Studios befinden sich im Kölner Stadtteil Ossendorf, quasi direkt neben einem IKEA. Tatsächlich ist das bekannte schwedische Möbelhaus der beeindruckendere Gebäude-Komplex. Denn die Produktionsstätte von „Unter uns“ oder auch „Alles was zählt“ sieht im ersten Moment wenig beeindruckend aus. Einige Straßen verbinden lediglich mehrere graue Hallen, die in dieser Form vermutlich jede andere Industrie beinhalten könnte. Außerhalb ist noch nicht zu sehen, wie geschäftig es innen zugeht – doch sobald man im Eingangsbereich des Studios steht, verändert sich die Atmosphäre schlagartig.

Wir waren nicht direkt am Morgen vor Ort, sondern gegen Mittag. Das machte sich daran bemerkbar, dass die Beteiligten alle bereits im vollen Gange waren. Als uneingeweihter hatte man bereits hier das Gefühl, im Weg zu stehen. Um einen herum wuselten Menschen, gingen flotten Schrittes von A nach B und schauten dabei immer wieder auf einen Monitor. Hier war der Drehplan für den Tag abgebildet und wie in jeder Branche erschloss sich der Sinn diverser Abkürzungen nur den Eingeweihten. Immerhin die Uhrzeiten konnte man leicht zuordnen – aber was die unterschiedlichen Farben bedeuteten, wird uns für immer ein Rätsel sein.

Wir waren am Set von „Unter uns“ zu Gast, Foto: RTL / Stefan Behrens
Wir waren am Set von „Unter uns“ zu Gast, Foto: RTL / Stefan Behrens

So klein ist die Schillerallee wirklich

Als wir dann abgeholt werden, dürfen wir uns als Erstes das Herzstück von „Unter uns“ anschauen: die Schillerallee selbst. Hier befinden sich die ganzen Orte, die man aus der Serie kennt: Konditorei Weigel, der Eingang zur Nummer 10, das Büdchen von Easy (Lars Steinhöfel), Huber Bau und der rasende Hirsch. Dabei fallen aber zwei spannende Sachen auf. Zum einen sind da die Requisiten. Natürlich darf die Serie keine Marken zeigen, mit denen es keine Kooperationen gibt. Doch statt dann einfach weniger Dinge in den Hintergrund zu hängen, werden einfach alle offiziellen Etiketten mit Fantasie-Namen überklebt. Dieses Auge fürs Detail fällt den durchschnittlichen Fernsehzuschauer:innen vielleicht nicht auf, aber an jeder Stelle von „Unter uns“ gelebt.

Zum anderen ist die Straße, die so viele Fans aus ihrem Tagesablauf kennen, enorm klein. Es ist nicht mal ein großer Schritt zwischen den Türen von Huber Bau und der Autowerkstatt. Die Erkenntnis, wie viel mit Kameraperspektiven „geschummelt“ wird, zieht sich durch die gesamte restliche Führung. Wenn man durch die restlichen Sets geht, gibt es eigentlich nur Ringos und Easys Wohnung und vielleicht noch das Innenleben der Konditorei, die tatsächlich so groß sind, wie man es erwarten könnte. Der Rest kann von fleißigen Arbeiter:innen jederzeit verschoben, umgestellt und neu arrangiert werden, nur wenige Sets sind wirklich fest in den Gebäudekomplexen verbaut. Das bedeutet auch, dass man mit unterschiedlichen Spiel-Orten experimentieren kann, zuletzt gab es beispielsweise das „Viererleih“ und die neu eröffnete „Turnhalle“. Es ist auf jeden Fall beeindruckend, wie winzig am Ende doch alles ist – und wie seltsam es aussieht, wenn man dann den Darsteller:innen bei ihrer Arbeit zuschaut. Im Zuge unseres Aufenthaltes sprachen wir mit Isabell Hertel, die bereits seit 1995 bei der Soap dabei ist, über ihre Zeit bei „Unter uns“:

Ihrem Dreh konnten wir nicht beiwohnen – aber einer Szene, in der Benedikt (Jens Hajek) und Patrizia (Miriam Lahnstein) von einem Journalisten interviewt werden. Bei dem strengen Zeitplan einer täglichen Serie würde man denken, dass jeder Fehler für Unmut sorgt. Doch obwohl es sich durchaus mal versprochen wurde oder etwas Technisches nicht zu 100 % funktionierte, ließen sich die Beteiligten sowohl vor als auch hinter der Kamera scheinbar von nichts aus der Ruhe bringen. Trotzdem hatte man das Gefühl, dass die Stimmung in der Regie etwas angespannt war – das mag aber auch einfach daran gelegen haben, dass man komplett still sein musste, eine ungewöhnliche Atmosphäre an einem sonst so geschäftigen Ort.

Jens Hajek und Miriam Lahnstein: Profis durch und durch

Die beiden Stars waren erwartbar professionell. In jedem neuen Versuch wiederholten sie ihre Sätze problemlos, auch die Mimik und Intonation war für das Laien-Ohr stets gleich. Es hatte beinahe etwas Beängstigendes, Roboter-artiges, wie präzise Hajek und Lahnstein ihre Bewegungen immer wieder durchliefen. Zum Glück lief die Kamera nicht durchgängig, zwischendrin ließen die Darsteller auch mal ihre Maske fallen. Wir schauten rund 15 Minuten beim Dreh zu – und diese eine Szene war nicht mal final im Kasten. Der Aufwand also, nur einen Dialog für die Serie zu drehen, ist enorm.

Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Arbeit in lediglich so einer kleinen Szene steckt. Selbst wenn man grob weiß, wie groß die Crew ist, die hinter den Kulissen arbeitet, die Termine koordinieren, das Make-up auffrischen oder schlichtweg Besucher:innen in Empfang nehmen, so richtig kann man das erst wertschätzen, wenn man es einmal mit eigenen Augen gesehen hat. Und dass diese ganzen Prozesse nach 30 Jahren immer wieder angepasst und optimiert werden, ist definitiv respektabel und anzuerkennen – auch, wenn man selbst nicht der größte Soap-Fan ist.

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